Wie schafft Innenentwicklung Mehrwerte?

Am 20. Oktober 2022 fand in Bern der zweite Erfahrungsaustausch im Rahmen der Wissensplattform Innenentwicklung statt. Im Fokus standen Mehrwerte durch Umnutzung. 40 Teilnehmende diskutierten engagiert über die vorgestellten Good Pratices und partizipierten an der Weiterentwicklung des «Mehrwertbrowsers». Gemeindevertreter/innen und Projektträgerschaften aus Surses GR und Mettmenstetten ZH zeigten auf, wie sie aus Herausforderungen gute Lösungen gemacht haben. Die Gemeinde Rubigen gewährte in einer «Live-Werkstatt» Einblicke in ihre laufende Fallstudie.

Surses macht aus Gebäudeleerstand ein Angebot für die Bevölkerung

Die Gemeinde Surses GR entstand 2014 aus der Fusion von elf Dörfern. Mit der Zusammenlegung standen auf einmal zahlreiche Gebäude im Gemeindebesitz leer. Bereits vor der Fusion schlossen Post, Läden und Restaurants. Die Bevölkerung ging zurück, während der Anteil älterer Menschen stieg. Initiant/innen aus der Bevölkerung engagierten sich für die Umnutzung einer ehemaligen Turnhalle in ein Restaurant. Die Gemeinde bewilligte dafür einen Kredit von über einer Million Franken. Ein Förderverein wurde gegründet, der aktuell rund 120 Mitglieder (Privatpersonen, Firmen) zählt. Das Restaurant ist heute ein wichtiger Treffpunkt im Dorf. Die Gemeinde unterstützt es weiterhin jährlich, da es noch nicht selbsttragend ist.

Private Investoren, Kulturträger und Gemeinde haben seit 2015 aus leer stehenden Gebäuden ein Angebot gemacht, das auf Nachfrage trifft: In den gemeindeeigenen Bauten finden zahlreiche Veranstaltungen des Kulturfestivals «Origen» statt. Die Initiative hat zu einer Dorfbelebung geführt. Lessons learned: Es lohnt sich für eine Gemeinde, sich finanziell zu engagieren und günstige Rahmenbedingungen zu schaffen, zum Beispiel durch den Verkauf oder die Abgabe im Baurecht von Immobilien, günstige Mieten, Unterstützung bei notwendigen Umzonungen, Baubewilligungen.

Mettmenstetten erhält seinen Identitätsträger

Das «Weisse Rössli» in Mettmenstetten ist ein Gasthof mit einer 500-jährigen Geschichte. Die bisherige Inhaberin hat keine Nachfolge. Das Gebäude und der Gasthof sind von so grosser Bedeutung für die Gemeinde, dass sich eine Genossenschaft gründete, die sich heute um die bauliche Sanierung und die Pächtersuche kümmert. Der Start erfolgte 2018 mit dem Zusammenschluss zur IG Rössli. Darin setzten sich Freiwillige aus dem nahen Umfeld des Gasthofs und dem Gewerbe für den Aufbau der Genossenschaft ein. Der Sanierungsbedarf des Gebäudes ist hoch, das benötigte Investitionskapital für Kauf und Umbau kommt aus individuellen Beiträgen der Genossenschafter/innen. Auch die Gemeinde beteiligt sich mit 50’000 Franken. Umbau und Sanierung sind im Gang. Für die Pächtersuche hat sich die Genossenschaft mit einer Gastronomieberatungsfirma verstärkt. Im Frühjahr 2023 öffnet das «Weisse Rössli» mit einem neuen Pächter.

Rubigen sucht eine neue Nutzung für den Gasthof Krone

Die Gemeinde Rubigen möchte unter Einbezug der Bevölkerung die Umnutzung des Gasthofs Krone vorantreiben. Der Gasthof ist seit 2020 geschlossen, es gibt keine Nachfolgelösung. Der Gasthof eignet sich aufgrund seiner Lage und des Fehlens eines eigentlichen Dorfzentrums in Rubigen für eine Dorfbelebung. Besondere Herausforderung ist der Denkmalschutz – das Gebäude ist schützenswert und Teil einer Baugruppe im ISOS-Bauinventar. Mit dem Start des Nutzungskonzepts sollen private Initiant/innen aktiviert werden. Gesucht sind dorfbelebende Nutzungen, eventuell verbunden mit Alterswohnungen. Die Nutzungen sollen finanziell selbsttragend sein.

Der «Mehrwertbrowser» – Blick in die Werkstatt

Der Mehrwertbrowser soll die bearbeiteten drei Fallstudien aus dem Pilotprojekt «Innenentwicklung – Potenziale aktivieren!», die laufenden Prozessberatungen und die gegenwärtigen fünf Projekte aus der «Dorfentwicklung im ländlichen Raum» verfügbar machen. Leitfrage ist, mit welcher Lösung sind wir welcher Herausforderung begegnet. Gemeinden mit ähnlichen Herausforderungen erhalten so konkrete Lösungsideen. Die Teilnehmenden des Erfahrungsaustauschs begrüssten das präsentierte Konzept. Zusätzlich schlugen die Gemeinden noch weitere Aufbereitungen vor, welche die RKBM nun prüft.

Weitere Informationen zur Wissensplattform Innenentwicklung finden Sie hier.

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