Hunderte von Speichern stehen im Schwarzenburgerland. Zu sechs dieser Zeugen bäuerlicher Baukultur führt der «Spycherweg» zwischen Lanzenhäusern und Schwarzenburg, der überdies ein vorzügliches Landschaftserlebnis bietet und uns auch zur prominent platzierten Kirche von Wahlern bringt. Der knapp 5 Kilometer lange Weg ist ganzjährig begehbar, längere Abschnitte auf Hartbelag.
Bis vor wenigen Jahrzehnten zählte der Speicher zu den festen Bestandteilen eines traditionellen Bauerngehöfts. Er war nicht nur wertvoller Lager- und Aufbewahrungsraum, sondern – mit seinen Verzierungen, Inschriften, Malereien und Blumen – oft auch das eigentliche Schmuckstück eines Hofes, wie uns der «Spycherweg», initiiert von der Fachgruppe Orts- und Landschaftsbilder des Naturparks Gantrisch, eindrücklich vor Augen führt.
Die gut signalisierte, knapp eineinhalbstündige Tour (Wegweiser: Spycherweg) startet am Bahnhof Lanzenhäusern (744 Meter). Auf einem ansteigenden Plattenweg lassen wir die viel befahrene Kantonsstrasse hinter uns und erreichen in rund 20 Minuten die erste Häusergruppe des Weilers Obereichi, Standort von zwei hübschen Speichern (Nr. 1 und 2) aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Nr. 1 ist ein prächtiger Bau und von der Denkmalpflege als schützenswert eingestuft. An Nr. 2 nagt der Zahn der Zeit, der engagierte Verein Pro Spycherweg wird den Speicher aber demnächst sanieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Auf einem Teersträsschen steigen wir weiter an und kommen wenig später zum Biohof Obereichi (806 Meter) mit seinem sorgfältig restaurierten Speicher (Nr. 3) aus dem Jahr 1794. Der Spycher dient heute als Hoflädeli – und an Wochenenden bei schönem Wetter – als Hof-Café (mit hausgebackenen Brötchen und Kuchen).
Auf einem Feldweg wandern wir weiter, nun in abwechslungsreicher Kulturlandschaft, passieren das Turbenmoos und den Pferde- und Ponyhof Gwick. Beim Trüllplatz machen wir einen kleinen Schlenker und gelangen auf einem Teersträsschen zu einem grossartigen Aussichtspunkt (Aussichtspunkt «Speicherland», Nr. 4, 816 Meter) und zum Hof Husmatt. Das dortige, einsturzgefährdete Gebäude (Nr. 5) aus dem 19. Jahrhundert gibt uns einen spannenden Einblick in sein Innenleben. Es folgt ein abrupter Richtungswechsel: Wir setzen unsere Tour auf einer sanft abwärts führenden Grasspur fort, die unmittelbar neben dem Speicher beginnt (Wegweiser: Wahlern/Schwarzenburg). Kurz darauf steigt der Wanderweg wieder an und bringt uns zum zu einem Bau aus dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts (Nr. 6). Die ursprünglich 13 Säulen des Speichers sind heute sind nicht mehr alle zu sehen.
Mit schönen Ausblicken gehen wir nun dem Waldrand entlang. Unterwegs legen wir beim Speicher mit den drei Dachschichten (Nr. 7) einen Zwischenstopp ein: Die übereinander gelegten Dachmaterialien schützen das Gebäude aus dem Jahr 1865 vor Wind und Wetter. Mit der Kirche Wahlern (837 Meter), die stolz und weitherum sichtbar auf einem Hügelsporn über Schwarzenburg thront, wartet ein weiteres Baudenkmal auf uns. Der Sakralbau, dessen Ursprünge bis ins 12./13. Jahrhundert zurückreichen, ist eine der bekanntesten Hochzeitskirchen des Bernbiets. Bis zum Bahnhof Schwarzenburg, dem Endpunkt der Tour (792 Meter), sind es nun noch rund 25 Wanderminuten.
Ein kleiner Hinweis: Noch mehr lokale Baukultur gibt es auf dem eine Stunde dauernden Dorfrundgang Schwarzenburg zu bewundern.