Wirtschaftsraum Bern: wirtschaftlich drittstärkste Agglomeration

Der Wirtschaftsraum Bern hat 2023 seinen dritten Platz unter den wirtschaftlich stärksten Agglomerationen der Schweiz behauptet. Als Wirtschaftsmotor erwies sich erneut die Stadt Bern, die rund zwei Drittel zum Wirtschaftswachstum beigetragen hat. Zu diesem Fazit gelangt das Monitoring von BAK Economics. Die Resultate des Monitorings wurden am 7. März 2024 in Bern präsentiert.

Im Auftrag der Stadt Bern und der Regionalkonferenz Bern-Mittelland RKBM hat BAK Economics zum sechsten Mal den Wirtschaftsraum Bern (WRB) ökonomisch analysiert und mit den Städten Zürich, Basel, Genf, Lausanne und Luzern, inklusive der dazugehörenden Agglomerationen, verglichen. Der WRB umfasst 30 der 74 Gemeinden der RKBM.

Das aktuelle Monitoring zeigt, dass sich der WRB punkto Wirtschaftsleistung mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von rund 125‘000 Franken im Jahr 2023 unter den Top drei der sechs untersuchten Wirtschaftsräume etabliert hat. Ein höheres BIP pro Kopf erzielten einzig die Agglomerationen Zürich mit rund 153‘200 Franken und Basel mit 150‘000 Franken. Hinter dem Wirtschaftsraum Bern folgen die Agglomerationen Genf mit einem BIP pro Kopf von 121‘900 Franken, Lausanne mit 104‘600 Franken und Luzern mit 87‘100 Franken. Der Schweizer Durchschnitt liegt bei 89‘400 Franken.

Hohe Resilienz

Die Entwicklung des BIP pro Kopf verdeutlicht, dass der WRB im schweizweiten Vergleich eine hohe Resilienz aufweist und in der Lage ist, robust auf Krisen zu reagieren. So fiel der entsprechende BIP-Rückgang aufgrund der Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 geringer aus als im schweizweiten Durchschnitt. Diese Resilienz ist auf die Branchenverteilung im WRB zurückzuführen: Die stark vertretene öffentliche Verwaltung und das Gesundheitswesen wirken stabilisierend.

So offenbart der Blick auf die nominalen Wertschöpfungsanteile an der Gesamtwirtschaft, dass der öffentliche Sektor im WRB mit einem Anteil von 31 Prozent annähernd doppelt so hoch ist wie in der Agglomeration Zürich mit einem Anteil von 16 Prozent. Nahezu umgekehrt ist das Verhältnis bei den Unternehmensdienstleistungen. So trägt der Finanzsektor in der Agglomeration Zürich nominal zu 23 Prozent an der Gesamtwertschöpfung bei, während es im WRB lediglich 11 Prozent sind.

Moderate Wachstumsdynamik

Die Resilienz des WRB geht mit einer eher moderaten Wachstumsdynamik einher. So wuchs das BIP im WRB in den Jahren 2014 bis 2023 im Durchschnitt um 1,2 Prozent, während es in diesem Zeitraum schweizweit um 1,8 Prozent und in den Agglomerationen Basel um 2,8 sowie Zürich um 2,1 anstieg. Bemerkenswert ist das vergleichsweise starke Ergebnis der Stadt Bern, deren durchschnittlicher BIP-Zuwachs mit 1,4 Prozent mehr als 55 Prozent über dem der Umlandgemeinden liegt, die auf einen durchschnittliches Wachstum von 0,9 Prozent kommen.

Grundsätzlich ist der WRB gemäss BAK Economics durch unterschiedliche Wachstumszentren gekennzeichnet. Dies gilt auch für das Wachstum der Bevölkerung, das zwischen den einzelnen Gemeinden des WRB deutliche Unterschiede aufweist. Den stärksten Bevölkerungszuwachs haben in den Jahren 2010 bis 2023 die Gemeinden um die Stadt Bern erfahren, gefolgt von der Stadt Bern selbst. Demgegenüber ist die Bevölkerung in den weiter entfernten Gemeinden nur leicht angestiegen.

Der WRB im Strukturwandel

Wachstumstreiberin im WRB ist die Pharma-Industrie, deren Wertschöpfung zwischen 2019 und 2023 real um 11,8 Prozent gestiegen ist. Eher moderat, mit jeweils rund zwei bis drei Prozent, fiel das entsprechende Wachstum im Gesundheits- und Sozialwesen, im Finanzsektor sowie in den ICT- und der MedTech-Branche aus. Das restliche verarbeitende Gewerbe ohne die Pharma-Industrie war leicht, der Grosshandel stark rückläufig.

Für die kommenden vier Jahre prognostiziert BAK Economics weiterhin ein starkes reales Wachstum der Pharma-Industrie von durchschnittlich 4,9 Prozent pro Jahr. Zusammen mit den starken Sektoren MedTech und Gesundheit sowie der Wissenschaftsstadt Bern bildet dies eine gute Grundlage für einen prosperierenden Gesundheitscluster. Insgesamt rechnet BAK Economics für die kommenden Jahre mit einer BIP- und Beschäftigungsentwicklung, die dem Schweizer Durchschnitt entspricht – was die wirtschaftliche Solidität des WRB bestätigt. Auch in Bezug auf die Branchenstruktur des WRB wird eine stabile Situation erwartet.

Gleichwohl bleibt der Strukturwandel hin zu Dienstleistungen nach Ansicht von BAK Economics eine Herausforderung, die es auch vor dem Hintergrund von Klimaneutralität und Digitalisierung zu meistern gilt. Hierfür benötigt der WRB innovative Unternehmen mit neuen Geschäftsfeldern. BAK Economics empfiehlt daher, im WRB die Start-up-Kultur sowie den Wissens- und Technologietransfer zu stärken und verweist in diesem Zusammenhang auf die derzeit unterdurchschnittliche Anzahl an Startups pro 100’000 Einwohner/innen.

Das aktuelle Monitoring ist auf der Website des Wirtschaftsraums Bern aufgeschaltet.

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen