Seit kurzem findet sich auf dem WebGIS der RKBM unter «Regionale Projekte» der neue Bereich «Energie- und Klimaberatung». Die Karten «Potenzial Fernwärme» und «Potenzial Biogas» ermöglichen den Gemeinden den Einstieg ins Thema und erleichtern die Planung. Nachfrage bei Saskia Frey-von Gunten, Leiterin der öffentlichen Energieberatungsstelle Bern-Mittelland.
Weshalb hat die RKBM in ihrem WebGIS neu auch Karten zu den Themen Fernwärme und Biogas entwickelt?
Beide Themen sind ein Puzzleteil im Rahmen der Energiestrategie der Schweiz und auf dem Weg Richtung Netto-Null. Mit den Klimazielen in der nationalen und kantonalen Gesetzgebung sowie der Lancierung des RKBM-Programms «Klimaziel Netto-Null 2050 – Handlungsspielraum für Gemeinden» und der Veröffentlichung der Klimametrik des Kanton Berns müssen und wollen sich die Gemeinden stärker mit diesen Themen auseinandersetzen. Wir unterstützen sie dabei.
Wie können die Gemeinden ganz grundsätzlich von der Nutzung dieser neuen WebGIS-Angebote profitieren?
Wir wollen die Gemeinden mit den Karten in erster Linie für die beiden Themen Fernwärme und Biogas sensibilisieren und ihnen den Einstieg erleichtern. Gemeinden sollen erste Antworten erhalten zu grundlegenden Fragen wie: «Haben wir Potenzial? Und wenn ja, was könnten die nächsten Schritte sein?» Bei beiden Themen Fernwärme und Biogas haben wir bestehende Daten genutzt und diese auf den Perimeter der RKBM angewendet. Für WebGIS-Nutzende ist wichtig zu wissen: Die Karten und Layer machen keine Aussagen zur wirtschaftlichen und/oder technischen Machbarkeit. Eine genauere Beurteilung muss in jedem Fall durch Fachplanende erfolgen.
Zum Bereich Fernwärme: Welche konkreten Möglichkeiten und Funktionen bietet das WebGIS hier – und wie können Gemeinden diese in der Planung und Projektentwicklung nutzen?
Die neuen WebGIS-Layer zeigen auf, in welchen Gemeinden der RKBM es noch Potenzial für Fernwärmenetze gibt. Die Gemeinden können damit gezielt Gebiete identifizieren, eigene Verbünde planen oder sich auf die Bildung von Verbünden vorbereiten. So können sie den Ausbau von Fernwärme mit anderen Infrastrukturmassnahmen wie Strassensanierungen koordinieren und wirtschaftlicher gestalten.
Wie sieht es beim Biogas aus? Welche speziellen Analyse- oder Visualisierungswerkzeuge hält das WebGIS hier bereit, und wie können Energieversorger oder Landwirtschaftsbetriebe davon profitieren?
Das Thema Biogas und der Umgang damit sind vielerorts etwas weniger bekannt. Wir konnten hier wertvolle Informationen aus einer ETH-Studie nutzen, um im Perimeter der RKBM sogenannte Eignungsgebiete und Potenzialzonen darzustellen, die als Entscheidungshilfe für Gemeinden, landwirtschaftliche Betriebe und Biogas-Contractoren dienen können. Letztlich ist es das Ziel, dass lokal produziertes Biogas entweder direkt in das Schweizer Gasnetz eingespeist oder mithilfe eines Blockheizkraftwerks (BHKW) zu elektrischer und thermischer Energie umgewandelt und in geeignete Netze eingespeist werden kann.
Was erhoffen sich die RKBM und die Energieberatungsstelle von der Einführung dieser WebGIS Karten in Bezug auf Klimaschutz, Energieeffizienz und regionale Wertschöpfung?
Wir hoffen, dass die Karten einen Anstoss geben, weitere Projekte in den Bereichen Fernwärme und Biogas aufzugleisen und so Richtung Netto-Null vorwärtszugehen. Auch die regionale Wertschöpfung liesse sich so – allenfalls im Rahmen eines NRP-Projekts – erhöhen und die Abhängigkeit von Öl und Gas aus dem Ausland reduzieren.
Welchen ersten Schritt empfehlen Sie Gemeinden, um mit dem WebGIS-Tool zu starten und möglichst rasch einen Nutzen zu erzielen?
Wir ermuntern alle Interessierten, sich die Karten einmal anzusehen, die Erläuterungen dazu im WebGIS und auf unserer Website zu lesen – und bei Bedarf auch auf uns zuzukommen! Die Karten im WebGIS sind wie erwähnt primär als Sensibilisierungsmassnahme und für eine erste Analyse gedacht. Eine Schulung ist nicht geplant. Wir beraten Gemeinden aber gerne individuell bei konkreten Fragen zu den nächsten Schritten, sei es für Fernwärme oder Biogas.
Ab 2026 wird es möglich sein, lokale Elektrizitätsgemeinschaften (LEG) zu gründen. Im Rahmen ihres Programms «Klimaziel Netto-Null 2050 – Handlungsspielraum für Gemeinden» (Modul IIb «Thematische Austauschgruppen») organisiert die RKBM dazu am 25. November 2025 einen Workshop für Gemeinden. Anhand von zwei konkreten Machbarkeitsstudien werden die Chancen, Stolpersteine und Möglichkeiten der Netzentlastung einer LEG vorgestellt und mit Expert:innen diskutiert. Ziel des Workshops ist es, den Gemeinden praxisnah aufzuzeigen, wie sich eine LEG am wirtschaftlichsten betreiben lässt.
Datum: 25. November 2025
Zeit: 13.30–17.00 Uhr
Ort: Eidgenössische Hochschule für Berufsbildung EHB, Kirchlindachstrasse 79, 3052 Zollikofen