Der 4. Erfahrungsaustausch der Wissensplattform Innenentwicklung am 13. Juni 2025 im Bernapark Deisswil stand ganz im Zeichen der Dorfentwicklung im ländlichen Raum. Vertreter:innen von Kanton, Gemeinden, EspaceSuisse und Planungsbüros diskutierten auf dem Podium, wie Projekte zur Belebung von Dorfkernen erfolgreich in die Zukunft geführt werden können. Dabei wurde deutlich: Mit dem Projektabschluss ist die Arbeit für die Gemeinden nicht getan.
Drei Inputreferate eröffneten den Erfahrungsaustausch. Die rund 100 Gäste erhielten Einblick in das Transformationsprojekt Bernapark. In der ehemaligen Kartonfabrik Deisswil findet sich heute ein bereichernder Mix von Wohnen, Arbeit, Bildung und Freizeit. Die Gemeindepräsidentin von Jaberg, Marianne Zürcher, stellte die RKBM-Fallstudie «Dorfkernentwicklung Jaberg» vor. Auf dem Areal des Gemeindehauses und in der angrenzenden Grünzone will die Gemeinde eine neue Verwaltung, einen attraktiven Begegnungsraum sowie Mietwohnungen schaffen – und so den Dorfkern nachhaltig beleben. Esther van der Werf, Siedlungsberaterin bei EspaceSuisse, präsentierte anhand gelungener Beispiele Erfolgsfaktoren für lebendige Ortszentren – etwa die Konzentration von Publikumsnutzungen, der Erhalt von frequenzbringenden Nutzungen, die Aufwertung von Aussenräumen oder die Vernetzung von Akteur:innen.
Die Podiumsdiskussion unter der Leitung von Stefan Meier, Präsident Kommission Raumplanung, widmete sich der Frage, wie sich die Qualität von Dorfkernen langfristig sicherstellen lässt. Neben Marianne Zürcher und Esther van der Werf nahmen auch Daniel Ott Fröhlicher, Gemeindepräsident Rubigen, Manuel Flückiger, Projektleiter Siedlungsentwicklung nach innen beim Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR), sowie Martin Gsteiger, Architekt und Mitglied Beurteilungsgremium RKBM-Fallstudien, auf dem Podium Platz.
Die Teilnehmenden der Diskussion waren sich einig, dass die Dorfkernbelebungen so flexibel konzipiert sein müssen, dass sie sich wandelnden Bedürfnissen anpassen können. Gleichzeitig ist der kontinuierliche Einbezug der Bevölkerung – auch nach Projektabschluss – von immenser Wichtigkeit: Nur wenn sich die Menschen mit dem Projekt verbunden fühlen, kann es seine Wirkung entfalten.
Voraussetzung für die Belebung von Ortskernen ist ein durchdachtes Gesamtkonzept, wie das Vorgehen von Lichtensteig SG beispielhaft zeigt: Die Gemeinde analysierte frühzeitig Verwaltung und Gemeindeflächen, verlagerte kommunale Gebäude an weniger ansprechende Standorte und spielte so zentrale Räume für die Bevölkerung frei. Auch Angebote ohne Konsumzwang oder nicht gewinnorientierte Nutzungen sind möglich – oft lassen sie sich durch kommerzielle Nutzungen querfinanzieren. Ein übergeordnetes Konzept hilft zudem, öffentliche Flächen sinnvoll zu verknüpfen oder Aussenräume zukunftsfähig und klimaresilient zu gestalten.
Zu diskutieren gab, ob sich die Gemeinde als Kümmerin nach Abschluss des Projekts zurückziehen kann. Die beiden Gemeindevertreter:innen sehen in erster Linie die Verantwortlichen der geschaffenen Angebote und Nutzungen in der Pflicht. Für die Fachleute hingegen hat die Gemeinde weiter eine tragende Rolle zu spielen. Nur mit ihrem fortlaufenden Engagement als Kümmerin und dem Erhalt des gewonnenen Wissens lässt sich die Langfristigkeit eines Projekts gewährleisten.
Weiterführende Informationen zur Wissensplattform Innenentwicklung sowie die Dokumentation zum Anlass finden Sie hier. Der nächste Erfahrungsaustausch findet 2026 statt.