Wirtschaftsraum Bern: Spitzenplatz beim Bruttoinlandprodukt 2024

Hochwertige Jobs und gut ausgebildete Arbeitskräfte zeichnen die Wirtschaft in der Agglomeration Bern genauso aus wie ein funktionierendes Zusammenspiel zwischen Stadt und Umland. Effizient arbeitende Baubehörden ermöglichen zudem einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Regionen. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt eine Untersuchung des Wirtschaftsraums Bern (WRB).

Im Auftrag der Stadt Bern und des Bereichs Wirtschaft der Regionalkonferenz Bern-Mittelland RKBM hat das Center for Regional Economic Development der Universität Bern (CRED) die Agglomeration Bern ökonomisch analysiert und mit den Agglomerationen Zürich, Basel, Genf, Lausanne und Luzern verglichen. In die Untersuchung flossen die Daten der WRB-Mitgliedsgemeinden sowie der Gemeinde Köniz ein. Der WRB umfasste im Untersuchungszeitraum 2024 30 der insgesamt 74 Gemeinden der Region Bern-Mittelland. Die Ergebnisse wurden am 24. Februar 2025 im Hotel Schweizerhof in Bern vor mehr als 100 Gästen präsentiert und anschliessend im Rahmen eines Podiums diskutiert.

Neben den Wirtschaftsdaten nahm das CRED auch die Effizienz der Baubehörden in den genannten Agglomerationen unter die Lupe. Das Ergebnis widerlegt das Narrativ der trägen Berner Bürokratie: Konkret beträgt im Zeitraum 2021 bis 2024 die mittlere Dauer (Median) von der Eingabe eines Baugesuchs bis zur Erteilung der Baubewilligung 88 Tage. In den anderen Wirtschaftsräumen müssen Bauherr:innen deutlich länger – in der Agglomeration Genf sogar mehr als doppelt so lang – auf eine Bewilligung warten. In der Stadt Bern beträgt die mittlere Dauer 97 Tage.

Mit Blick auf künftige Neuansiedlungen und gewerbliche Erweiterungsbauten ermöglichen effizient arbeitende Baubehörden einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Regionen. Dies ist insofern von Bedeutung, als dass für die Agglomeration Bern für den Zeitraum 2025 bis 2028 ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent pro Jahr prognostiziert wird. Dieses Wachstum wird voraussichtlich lediglich von den Agglomerationen Basel und Luzern (jeweils durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr) übertroffen, während Genf (1 Prozent), Lausanne (0,9 Prozent) und vor allem Zürich (0,4 Prozent) eine geringere Wachstumsdynamik aufweisen werden. Schweizweit wird ein Wachstum von durchschnittlich 0,8 Prozent pro Jahr erwartet.

Sehr gute Ergebnisse

Das prognostizierte Wachstum findet in einer ohnehin schon starken Region statt. Gemessen am Bruttoinlandprodukt (BIP) lag die Agglomeration Bern im Jahr 2024 hinter Zürich auf Rang zwei der untersuchten Wirtschaftsräume, knapp vor Genf und Basel. Noch besser steht Bern da, wenn das erwirtschaftete BIP in Relation zur Bevölkerung gesetzt wird. So betrug das BIP pro Kopf 2024 rund 180‘000 Franken. Damit belegt die Agglomeration Bern in der Untersuchung den Spitzenplatz. Zum Vergleich: Die Agglomerationen Zürich und Basel weisen ein BIP pro Kopf von jeweils rund 170‘000 Franken auf. Schweizweit beträgt das BIP pro Kopf im Schnitt rund 90‘000 Franken.

Auch auf dem Arbeitsmarkt kann die Agglomeration Bern mit sehr guten Ergebnissen punkten. Eine Beschäftigungsquote von 64,29 Prozent bedeutet, dass man sich einzig der Agglomeration Zürich geschlagen geben muss, die mit einer Beschäftigungsquote von 71,91 Prozent das beste Resultat vorweisen kann. Mit dieser Beschäftigungsquote einher geht ein hohes mittleres Bruttoeinkommen pro Monat. Dieses liegt in der Agglomeration Bern bei 7‘557 Franken. Mehr verdienen Arbeitnehmer:innen lediglich in den Agglomerationen Zürich (7‘780 Franken) und Genf (7‘849 Franken). In der Gesamtbetrachtung dieser Werte lässt sich feststellen, dass die hiesigen Arbeitgeber eine grosse Anzahl hochwertiger Jobs zur Verfügung stellen. Anderseits finden die Arbeitgeber in der Region die entsprechend gut ausgebildeten Arbeitskräfte.

Ein bedeutsamer Teil der Berner Arbeitsplätze befindet sich im öffentlichen Sektor. Ohne Berücksichtigung dieser Branche sinkt die Beschäftigungsquote in der Agglomeration Bern von 64,29 auf 56,39 Prozent. Der mittlere Bruttomonatslohn fällt ohne Miteinbezug des öffentlichen Sektors von 7‘557 um rund vier Prozent auf 7‘252 Franken. Verglichen mit den anderen untersuchten Wirtschaftsräumen ist dieser Rückgang überproportional hoch. So fallen die mittleren Monatslöhne ohne Berücksichtigung des öffentlichen Sektors in der Agglomeration Genf um 0,7 Prozent, in Zürich um 0,3 Prozent, in Basel um 0,35 Prozent, in Lausanne um 0,65 und in Luzern um 0,7 Prozent.

Stadt Bern als Wirtschaftsmotor

Innerhalb der Agglomeration ist die Stadt Bern der Wirtschaftsmotor. Mehr als 300‘000 Franken beträgt in der Bundesstadt das BIP pro Kopf. Dieses wird nur von der Gemeinde Ittigen knapp übertroffen. Zu der auf dem dritten Rang liegenden Gemeinde Zollikofen klafft bereits eine grosse Lücke. Das dortige BIP pro Kopf beträgt rund 170‘000 Franken. 16 der 31 berücksichtigten Gemeinden erreichen oder übertreffen das durchschnittliche Schweizer BIP pro Kopf von rund 90‘000 Franken. In neun Gemeinden liegt das BIP pro Kopf unter 50‘000 Franken.

Richtet man den Blick auf die Beschäftigungsquote innerhalb der Agglomeration Bern, wird das Gewicht der Stadt noch deutlicher. So lebte in der Stadt Bern zum Ende des Untersuchungszeitraums eine ständige Wohnbevölkerung von 137‘000 Personen. Anderseits wies die Statistik für Unternehmensstruktur des Bundesamts für Statistik die Anzahl Beschäftigter in der Stadt Bern im Jahr 2022 mit 197‘300 aus. Die Anzahl Arbeitsplätze übersteigt somit die Anzahl Einwohner:innen um rund 50 Prozent.

«Allein schon die dadurch entstehenden Pendlerströme verdeutlichen die Wichtigkeit einer engen Zusammenarbeit der Gemeinden, wie sie in der RKBM auch effektiv organisiert und umgesetzt wird», hebt Hansmartin Amrein hervor, der sowohl das Wirtschaftsamt der Stadt Bern als auch den WRB leitet. Der Blick auf die Branchenstruktur zeigt zudem, wie die Gemeinden der Agglomeration Bern voneinander profitieren. So dominieren in der Stadt Bern der Dienstleistungsbereich (Finanz-, Versicherungs-, Beratungs-, Kommunikations- und weitere Dienstleistungen), das Gesundheits- und Sozialwesen sowie der öffentliche Sektor, also Branchen, die vergleichsweise wenig Flächen verbrauchen. In den meisten Umlandgemeinden ist das verarbeitende Gewerbe vorherrschend oder befindet sich zumindest unter den Top-3-Branchen.

Über die gesamte Agglomeration Bern hinweg bilden der öffentliche Sektor mit einem Anteil von rund 17 Prozent am BIP und das Gesundheitswesen mit einem Anteil von knapp 15 Prozent die stärksten Branchen. Dort sind addiert rund 63‘000 Personen beschäftigt. Mit einigem Abstand folgen das Baugewerbe und die Finanzbranche mit einem BIP-Anteil von jeweils vier Prozent. Der starke Anteil des öffentlichen Sektors ist für die Agglomeration Bern Fluch und Segen zugleich: «In Boom-Phasen wird das Wirtschaftswachstum etwas ausgebremst; in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sorgt der öffentliche Sektor für Stabilität», erklärt Hansmartin Amrein.

Die detaillierten Untersuchungsergebnisse finden Sie hier.

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