Klimametrik – praktische Grundlage für die eigene Gemeinde-Klimabilanz

Der Kanton Bern erfasst mit seiner Klimametrik die Treibhausgasemissionen aus Wärme, Verkehr und Landwirtschaft sowie den Gesamtausstoss aller bernischen Gemeinden. Die kommunalen Klimabilanzen zeigen, über welche Hebel die Gemeinden verfügen, um den Treibhausgasausstoss zu reduzieren.

Saskia Frey-von Gunten

Viele Gemeinden engagieren sich auf verschiedenen Ebenen, um den Treibhausgasausstoss zu reduzieren. Der Kanton Bern bilanziert mit seiner Klimametrik die Treibhausgasemissionen aus Wärme, Verkehr und Landwirtschaft sowie den Gesamtausstoss für jede Gemeinde im Kantonsgebiet. Wie funktioniert diese Klimametrik? Und wie können die Gemeinden die Ergebnisse für sich nutzen? Nachgefragt bei Saskia Frey-von Gunten, Leiterin der öffentlichen Energieberatungsstelle Bern-Mittelland.

Vorab zur Klärung: Was versteht man unter Klimametrik?

Mit dem Begriff bezeichnet der Kanton Bern seine einheitliche Methodik für die Bilanzierung der Treibhausgasemissionen in den Gemeinden. Der Kanton Bern bilanziert die Treibhausgasemissionen nach dem Territorialprinzip. Das heisst, er erfasst die direkten Treibhausgasemissionen (Scope 1), die vor Ort in jeder Gemeinde entstehen.

Klimametrik

Welche Vorteile hat eine solche einheitliche Methodik für die Gemeinden?

Mit der Klimametrik des Kantons will dieser alle zwei Jahre den Stand der bernischen Gemeinden auf dem Weg zu Netto-Null erfassen. Nutzen nun alle Gemeinden die vom Kanton einheitlich erfassten Daten, dient das der Klarheit und Vergleichbarkeit. Das soll aber nicht zu einem Konkurrenzdenken unter den Gemeinden führen, im Gegenteil: Es geht es darum, unter den Gemeinden auf Basis der Daten mögliche Synergien beim Klimaschutz zu ermöglichen.

Wie ist die Rollenteilung zwischen Kanton und Gemeinden?

Der Kanton erfasst die Grundlagendaten, und die Gemeinden erhalten dann anhand dieser Daten ihre individuelle Klimabilanz. Diese können die Gemeinden bei Bedarf mit weiteren Daten ergänzen.

Wozu dient eine Klimabilanz? Wie kann eine Gemeinde diese nutzen?

Klima- bzw. Treibhausgasbilanzen sind wichtige Grundlagen für die Klima- und Energiepolitik und ein erster Schritt zur wirksamen Reduktion der Treibhausgasemissionen. Die Klimabilanz einer Gemeinde zeigt ihr jene Bereiche auf, die am meisten Treibhausgasemissionen verursachen. Damit lassen sich Reduktionsmassnahmen zielgerichtet planen und umsetzen. Wenn man die Bilanz wiederkehrend erstellt, kann man so die Wirkung der ergriffenen Massnahmen überprüfen.

Der Kanton hat eine Energie- und Klimadatenplattform geschaffen. Was bietet diese?

Die Plattform visualisiert die erhobenen Klima- und Energiedaten für jede Gemeinde im Kantonsgebiet. Im Bereich Klima gibt es das Klimadashboard sowie den Klimaspiegel. Das Dashboard visualisiert die Wärme-, Verkehrs-, Landwirtschafts- und Gesamtemissionen pro Gemeinde (Basisjahr 2020). Der Kanton aktualisiert die Daten alle zwei Jahre (2022 folgt bald). Der Klimaspiegel zeigt die einzelnen Indikatoren der Berechnung detailliert auf. Im Bereich Energie gibt es dieselbe Unterteilung, wobei hier nur die gebäudebezogenen energierelevanten Daten dargestellt sind. Zudem visualisiert die Plattform gebäudescharfe Daten gemäss dem Gebäude- und Wohnungsregister (GWR). Der Kanton nimmt gemäss eigener Aussage gerne Rückmeldungen zur Verbesserung und Erweiterung der Plattform entgegen, um den Gemeinden einen maximalen Nutzen zu bieten.

Wie kann eine Gemeinde die eigene Klimabilanz nutzen?

Damit die Gemeinden die Grundlagen der Klimametrik nachvollziehen und effizient nutzen können, stellt der Kanton einen Leitfaden sowie eine umfassende technische Dokumentation zur Verfügung. Neben der Beschreibung der erhobenen Kennwerte und deren Abbildung in Sektoren erklärt der Leitfaden vor allem auch, wo die Gemeinden welchen Einfluss haben und wie sie diesen nutzen können, um die Emissionen pro Sektor zu reduzieren. Der Leitfaden beschreibt zudem erste Schritte auf dem Weg zu einer Klimastrategie und die Unterstützung durch den Kanton.

Was empfehlen Sie einer Gemeinde, die bereits begonnen hat, selber eine Klimabilanz zu erarbeiten – soll sie künftig auf die Klimametrik des Kantons abstellen?

Der Kanton unterstützt mit seinen Grundlagen auch Gemeinden, die bereits über eine Bilanzierung verfügen. Ziel des Kantons Bern ist es, dass die Klimabilanzen der Gemeinden soweit möglich auf einer einheitlichen Datengrundlage und einer harmonisierten Methodik basieren.

Gemeinden, welche bereits Daten erhoben und in einer Bilanz zusammengestellt haben, rate ich, diese in einem ersten Schritt mit den Daten des Kantons zu vergleichen. Damit lassen sich die Daten auch plausibilisieren. In einem nächsten Schritt muss die Gemeinde dann entscheiden, wie sie in Zukunft bilanzieren will. Die Option, dass man für die eigene Klimabilanz die Grundlagen des Kantons verwendet und gegebenenfalls noch weitere Daten hinzufügt oder zusätzlich Scope 2, das heisst indirekte Emissionen aus der Energiebereitstellung in die Bilanz aufnimmt, erachte ich als einen pragmatischen Weg.

Die RKBM hat im Sommer ihr Programm «Klimaziel Netto-Null 2050 – Handlungsspielraum für Gemeinden» lanciert. Ist da die Klimametrik ebenfalls ein Thema?

Selbstverständlich. Wir gestalten das Programm zusammen mit dem Kanton und dem Bund, um den Gemeinden kongruent aufzeigen können, welche Grundlagen sie über alle drei Staatsebenen nutzen können, welche Bilanzierungsmöglichkeiten es gibt und wo sie welche Unterstützung erhalten können. Zudem werden wir einen Fokus auf die wichtigsten Einflussmöglichkeiten der Gemeinden sowie die möglichen Massnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen legen. Die Einladung an die Gemeinden für den Workshop im November 2023 und bei Bedarf für eine zusätzliche Durchführung im Januar 2024 haben wir kürzlich verschickt.

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